Eigenzeit & Selbstreflektion
Eigenzeit von Helga Nowotny ist ein sehr empfehlenswertes Buch. Es steht schon einige Jahre in meinem Bücherschrank und manchmal hole ich es hervor und blätter darin.
Sprache: Deutsch
Broschiert - 172 Seiten - Suhrkamp
Erscheinungsdatum: Februar 1993
ISBN: 3518286528
"Zeit ist ein ewiges Rätsel. Wir kommen nicht 'hinter' sie, jedes Nachdenken über Zeit geschieht in der Zeit. Jedoch lassen sich dennoch Erkenntnisse über Zeit gewinnen: Zeit, sogar die physikalische, ist relativ. Dies gilt erst recht für die 'soziale Zeit': seit ungefähr dem 18. Jahrhundert begann die Zeit der Individuen, sich zu verändern: sie wurde synchronisiert in den neu entstandenen Kooperationabläufen der Manufakturen und Fabriken; der Lebenslauf gewann an Form in Sinne der Dreiteilung von Ausbildung-, Erwerbs- und Ruhestandsphase; der Alltag wurde eingeteilt in festgelegte Arbeits- und Freizeiten. Soziale Zeit ist also alles andere als eine selbstverständliche, vorgegebene Größe, sondern eine moderne Errungenschaft, ein modernes Erfordernis - ein modernes Korsett.
In diesem Buch untersucht H. Nowotny die qualitativen Veränderungen in der Zeitwahrnehmung, im Zeitempfinden und in der gesellschaftlichen wie individuellen Strukturierung von Zeit. Dabei geht es ihr vor allem um die Herausbildung einer subjektiven Zeit, der 'Eigenzeit', einer spezifischen Ich-Zeit-Perspektive, die zwischen Eigen- und Fremdzeit unterscheiden kann, und den spezifischen Problemen, die diese Verzeitlichung mit sich bringt - etwa durch das Heraustreten der Frauen aus der 'Privatzeit' der Familie, aber auch hinsichtlich vieler weiterer zeitökonomischer und zeitploitischer Aspekte.
Ein Buch, das sowohl eine aktuelle 'Gegenwartsdiagnose' (im doppelten Wortsinn) als auch Anstöße zur individuellen Selbstreflexion bietet."
electro_cute - 28. Nov, 15:52