ein volk, dem die energie ausgeht
"...Am Flughafen wartet Herr O (was genau so geschrieben wird: mit einem Buchstaben). Er hat sein Deutsch in Ostberlin gelernt und wird uns eine Woche lang nicht von der Seite weichen.
Zunächst aber sammelt ein Soldat sämtliche Mobiltelefone der Fluggäste ein und steckt sie in bunte Stoffsäckchen. Abzuholen vor der Ausreise. Auf den linken Ärmel der Staatsmacht ist die Dienstnummer „008“ genäht. Kein Scherz, die Sache hier ist ernst.
Auch Satellitentelefone und Transistorradios werden konfisziert. Willkommen in Nordkorea, dem letzten echten Funkloch des Planeten. Die 23 Millionen Bewohner sollen nur erfahren, was ihrer Führung gefällt. ...
...Nordkorea ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Land ohne Energie – auch das ist ein Hintergrund dieser Krise. Es ist, als hätte jemand urplötzlich einen riesigen Stecker herausgezogen und im ganzen Land wäre das Licht ausgegangen. Kim Jae Rok, Abteilungsleiter im Ministerium für Elektroenergie und Kohle, schildert den Mangel mit ungewöhnlicher Offenheit.
„Außer im Zentrum Pjöngjangs können wir das Land kaum mit Strom versorgen“, sagt der Kader. „Besonders für die Menschen in den Dörfern ist es hart, Nacht für Nacht im Dunkeln zu sitzen. In den Provinzstädten gibt es Hochhäuser, in denen wegen des Strommangels die Aufzüge nicht mehr fahren“, sagt der nordkoreanische Beamte. „Die Menschen müssen oft 30 oder 40 Stockwerke zu Fuß hoch- und runterlaufen.“
.....
....Auch im Außenministerium am Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang kreist das Gespräch vor allem um den Energiemangel. „Unser größtes Problem ist die Stromversorgung. Deshalb wollen wir eine eigene Atomwirtschaft aufbauen“, sagt Ri Soe Dol, Leiter der Europaabteilung. „Unser Atomkraftwerk in Yongbyon dient einzig und allein dem Zweck der Energieerzeugung.“
....
....Auf der breiten Asphaltpiste, die von Pjöngjang aus in Richtung Süden führt, sind kaum Fahrzeuge unterwegs. Nur ganz selten passieren wir einen liegen gebliebenen Armeejeep mit hochgeklappter Kühlerhaube. „Jetzt machen wir Pause“, sagt Herr O nach einer Stunde Fahrzeit. Jetzt schon? Schnell wird klar, dass hier eine Errungenschaft des Sozialismus präsentiert werden soll: eine wie in Europa in Brückenform über die Autobahn gespannte Raststätte. Es ist die einzige auf der 168 Kilometer langen Strecke nach Panmunjom. Unser Wagen ist der einzige weit und breit.
Die Tür zur Raststätte ist verschlossen. Wir müssen erst anklopfen, bevor wir bei einer Tasse Kaffee auf die gespenstisch leere Autobahn hinabblicken können. Hier nimmt der traditionelle Name Koreas – Land der Morgenstille – eine ganz eigene Bedeutung an.
Wie schlagkräftig wäre wohl die Armee eines Landes mit einem solchen Benzinmangel? Waren die Militärplaner im Pentagon, die Nordkorea als große Gefahr für den Weltfrieden darstellen, schon einmal in dieser Raststätte?
.......
....Der Irak-Krieg wird in Nordkorea mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Überall im Land wird der ausländische Besucher begierig nach Nachrichten aus Bagdad ausgefragt. In den U-Bahn-Stationen drängen sich die Menschen vor den hinter Glasscheiben ausgehängten Parteizeitungen. Der Krieg scheint die Angst vor einer Attacke der USA weiter gesteigert zu haben. „Weder die Weltöffentlichkeit noch die Vereinten Nationen konnten den amerikanischen Angriff auf den Irak verhindern“, sagt Ri Soe Dol im Außenministerium.
„Durch diesen Krieg sind wir zu der Schlussfolgerung gelangt, dass wir eine Attacke der Amerikaner nur mit militärischer Abschreckung und modernsten Waffen abwehren können“, sagt der Beamte. .....
....Die absurde und repressive Natur des Regimes steht außer Frage, aber ist es wirklich eine Bedrohung für den Weltfrieden?
Dies ist ein wirtschaftlich ruiniertes Land, das sich mit dem Rücken an die Wand gedrängt fühlt. Pjöngjang scheint sich verzweifelt bessere Beziehungen zu den USA zu wünschen, fühlt sich jedoch von der Regierung Bush feindselig behandelt.
Diese Ambivalenz wird in vielen Äußerungen deutlich. Etwa in dem Satz des Diplomaten Ri: „Wir sind zum Dialog bereit, aber auch zum Krieg“.
......
http://www.koreaheute.de/spiegel/Spg1282.htm
Zunächst aber sammelt ein Soldat sämtliche Mobiltelefone der Fluggäste ein und steckt sie in bunte Stoffsäckchen. Abzuholen vor der Ausreise. Auf den linken Ärmel der Staatsmacht ist die Dienstnummer „008“ genäht. Kein Scherz, die Sache hier ist ernst.
Auch Satellitentelefone und Transistorradios werden konfisziert. Willkommen in Nordkorea, dem letzten echten Funkloch des Planeten. Die 23 Millionen Bewohner sollen nur erfahren, was ihrer Führung gefällt. ...
...Nordkorea ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Land ohne Energie – auch das ist ein Hintergrund dieser Krise. Es ist, als hätte jemand urplötzlich einen riesigen Stecker herausgezogen und im ganzen Land wäre das Licht ausgegangen. Kim Jae Rok, Abteilungsleiter im Ministerium für Elektroenergie und Kohle, schildert den Mangel mit ungewöhnlicher Offenheit.
„Außer im Zentrum Pjöngjangs können wir das Land kaum mit Strom versorgen“, sagt der Kader. „Besonders für die Menschen in den Dörfern ist es hart, Nacht für Nacht im Dunkeln zu sitzen. In den Provinzstädten gibt es Hochhäuser, in denen wegen des Strommangels die Aufzüge nicht mehr fahren“, sagt der nordkoreanische Beamte. „Die Menschen müssen oft 30 oder 40 Stockwerke zu Fuß hoch- und runterlaufen.“
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....Auch im Außenministerium am Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang kreist das Gespräch vor allem um den Energiemangel. „Unser größtes Problem ist die Stromversorgung. Deshalb wollen wir eine eigene Atomwirtschaft aufbauen“, sagt Ri Soe Dol, Leiter der Europaabteilung. „Unser Atomkraftwerk in Yongbyon dient einzig und allein dem Zweck der Energieerzeugung.“
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....Auf der breiten Asphaltpiste, die von Pjöngjang aus in Richtung Süden führt, sind kaum Fahrzeuge unterwegs. Nur ganz selten passieren wir einen liegen gebliebenen Armeejeep mit hochgeklappter Kühlerhaube. „Jetzt machen wir Pause“, sagt Herr O nach einer Stunde Fahrzeit. Jetzt schon? Schnell wird klar, dass hier eine Errungenschaft des Sozialismus präsentiert werden soll: eine wie in Europa in Brückenform über die Autobahn gespannte Raststätte. Es ist die einzige auf der 168 Kilometer langen Strecke nach Panmunjom. Unser Wagen ist der einzige weit und breit.
Die Tür zur Raststätte ist verschlossen. Wir müssen erst anklopfen, bevor wir bei einer Tasse Kaffee auf die gespenstisch leere Autobahn hinabblicken können. Hier nimmt der traditionelle Name Koreas – Land der Morgenstille – eine ganz eigene Bedeutung an.
Wie schlagkräftig wäre wohl die Armee eines Landes mit einem solchen Benzinmangel? Waren die Militärplaner im Pentagon, die Nordkorea als große Gefahr für den Weltfrieden darstellen, schon einmal in dieser Raststätte?
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....Der Irak-Krieg wird in Nordkorea mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Überall im Land wird der ausländische Besucher begierig nach Nachrichten aus Bagdad ausgefragt. In den U-Bahn-Stationen drängen sich die Menschen vor den hinter Glasscheiben ausgehängten Parteizeitungen. Der Krieg scheint die Angst vor einer Attacke der USA weiter gesteigert zu haben. „Weder die Weltöffentlichkeit noch die Vereinten Nationen konnten den amerikanischen Angriff auf den Irak verhindern“, sagt Ri Soe Dol im Außenministerium.
„Durch diesen Krieg sind wir zu der Schlussfolgerung gelangt, dass wir eine Attacke der Amerikaner nur mit militärischer Abschreckung und modernsten Waffen abwehren können“, sagt der Beamte. .....
....Die absurde und repressive Natur des Regimes steht außer Frage, aber ist es wirklich eine Bedrohung für den Weltfrieden?
Dies ist ein wirtschaftlich ruiniertes Land, das sich mit dem Rücken an die Wand gedrängt fühlt. Pjöngjang scheint sich verzweifelt bessere Beziehungen zu den USA zu wünschen, fühlt sich jedoch von der Regierung Bush feindselig behandelt.
Diese Ambivalenz wird in vielen Äußerungen deutlich. Etwa in dem Satz des Diplomaten Ri: „Wir sind zum Dialog bereit, aber auch zum Krieg“.
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http://www.koreaheute.de/spiegel/Spg1282.htm
electro_cute - 1. Mai, 11:06